Das Ziel einer permanenten Frequenzmessung ist klar definiert: Möglichst genaue Ergebnisse ohne Ausfälle. Die Realität erschwert diese Aufgabe allerdings durch vielfältige Störeinflüsse. Geduld bei der Vorbereitung und Durchführung der Installation ist aufseiten des Auftraggebers auf jeden Fall von Vorteil.
Am Fallbeispiel Bad Ischl erläutern wir den Weg von der ersten Kontaktaufnahme bis zur Realisierung einer zuverlässigen Langfristzählung.

Am Anfang stand der Wunsch des Stadtmanagement Bad Ischl, mehr über die Frequenzzahlen der Stadt zu erfahren. Dabei standen die Messung von Veranstaltungen, das Wissen um langfristige Entwicklungen und die professionelle Vermarktung als Handelsstandort im Vordergrund.

Als Zählstelle bot sich die Pfarrgasse – als wichtigste Einkaufsstraße in Bad Ischl – an. Der innerstädtische Handel konzentriert sich in Bad Ischl in der Pfarrgasse und bietet neben den bekannten Ketten auch einzigartige Betriebe wie die Konditorei Zauner. Bei den ersten Gesprächen mit Geschäftsführer Erich Fasching im Sommer 2009 standen sowohl eine einmalige Messung der Wochenfrequenz als auch die Installation einer permanenten Anlage zur Diskussion. Der Wunsch nach einer dauerhaften Lösung war spürbar, preislich musste aber auf die budgetären Möglichkeiten Rücksicht genommen werden.

Die Möglichkeiten

Je nach Breite der Straße, den vorhandenen Gebäuden und der vorhandenen Frequenz bieten sich vier Systeme zur Messung an:
Lichtschranken sind im innerstädtischen Bereich nur bedingt einsetzbar. Gehen zwei Personen direkt nebeneinander, verdecken sich diese gegenseitig. Ebenso führt eine Blockade der Lichtschranke durch Lieferanten, Zweitplatzierungen oder wartende Personen zu einer Unterbrechung der Zählung. Lichtschranken eignen sich in Innenstädten somit nur zur Messung schmaler Gehsteige. Die Pfarrgasse in Bad Ischl ist am Messpunkt 12,9 Meter breit. Damit schied der Einsatz dieser Technologie aus.

Thermalsensoren sind besonders im Innenbereich beliebt, wo sie durch eine hohe Zuverlässigkeit überzeugen und die Störungsquellen überschaubar sind. Um den Zählabschnitt optimal zu erfassen, werden die Sensoren mittig aufgehängt. In Einkaufszentren ist eine solche Montage sehr einfach, da die Sensoren problemlos an der Decke angebracht werden können und oft auch die Verkabelung vorbereitet ist. In Innenstädten wären hierfür fixe Installationen notwendig, die quer über die Straße gezogen werden müssten. Abgesehen von den hohen Baukosten sprechen in den meisten Städten Überlegungen zum Erscheinungsbild gegen eine solche Installation. Diese Technik ist im Außenbereich in Durchgängen wie beispielsweise bei Stadttoren sinnvoll einsetzbar.

Der Einsatz einer automatisierten Analyse von Videobildern stellt an den Standort vergleichsweise geringe Anforderungen. Es müssen lediglich eine durchgängig freie Sicht auf die Zähllinie sowie eine Mindestmontagehöhe gewährleistet sein, welche je nach Breite der Straße bei 5 Metern beginnt. Allerdings führen Bildstörungen, unterschiedliche Beleuchtungssituationen und andere Ereignisse beim Einsatz dieser Technik zu Abweichungen. Somit benötigen diese Anlagen mehr Aufmerksamkeit im laufenden Betrieb (Fernwartung und Monitoring).

Laserscanner gelten als die Technologie mit der höchsten Übereinstimmung der Daten mit den Ergebnissen händischer Zählungen. Leider hat ein Laserscanner auch einen dementsprechenden Preis. Um eine maximale Breite von 13 Metern zu erfassen, muss der Laser zusätzlich in 15 Metern angebracht werden. Ein dualer Laservorhang scannt durchgehend die darunterliegende Topographie.

Die Entscheidung

Für Bad Ischl stellten sich somit Lichtschrankensysteme und Thermalsensoren als ungeeignet heraus. Die Gebäudeanforderungen, die die Voraussetzungen für einen Laserscanner geschaffen hätten, waren in der Pfarrgasse nicht gegeben, was nur noch die automatisierte Analyse von Videobildern als Option offen ließ. Ein geeigneter Montagepunkt konnte am Rathaus gefunden werden.

Damit waren genügend Informationen eingeholt, um ein konkretes Angebot zu legen. Erfreulicherweise konnten die daraus entstehenden Kosten im Budget untergebracht werden, wobei man sich in Bad Ischl letztlich für eine Finanzierung mittels Leasing entschied, das über die Hausbank abgewickelt wurde. Die Laufzeit von fünf Jahre schont das Budget durch eine geringere monatliche Belastung. Hiermit war die Entscheidung gefallen, in Bad Ischl eine permanente Frequenzmessanlage einzurichten.

Obwohl die Verlockung, Ferndiagnosen abzugeben, nach vielen Jahren im Geschäft groß ist, geht nichts über einen Besichtigungstermin vor Ort. Unerlässlich ist es, ein Gefühl für den Standort und den Kunden zu entwickeln. Oft gehen die Vorstellungen der Auftraggeber weit über das technisch Machbare hinaus. So ist die Klärung der Frage, welchen Einschränkungen die Anlagen unterliegen immer ein Teil des Erstgespräches. Neben der Bedingung, dass von der Kameraposition aus freie Sicht auf die Zähllinie gewährleistet sein muss, gilt es auch die Sonneneinstrahlung, den Verkehr, die Beleuchtungssituation bei Nacht und die saisonal unterschiedlich stark besuchten Schanigärten zu berücksichtigen.
In Bad Ischl war rasch erkennbar, dass man mit dem notwendigen Pragmatismus zu Werke ging. Die Gespräche gestalteten sich von Anfang an sehr konstruktiv Essentiell ist nicht nur die Auswahl des Montagestandortes. Ohne die Zustimmung des Hauseigentümers hätte das Projekt nicht durchgeführt werden können. In Bad Ischl hatte man mit dem Rathaus wohlweislich ein Gebäude gewählt, für das rasch eine Genehmigung zu bekommen war. Schließlich ist das Stadtmanagement eine ausgegliederte GmbH der Stadt Bad Ischl. In kurzer Zeit konnten so alle organisatorischen Vorbereitungen für die Installation getroffen werden, vor allem für einen Strom- und Internetanschluss wurde rasch gesorgt.

Die Installation

Nichts für Menschen mit Höhenangst ist die Installation der Kamera. Auf 7 Metern Höhe ergibt sich zwar auch eine neue Sicht auf die Stadt; damit die Fahrt auf der Hebebühne aber nicht zur Dauerangelegenheit wird, sind auch nachträgliche Bildkontrollen per Fernzugriff möglich. Die Bilder alleine machen allerdings noch keine Zählung. Nur in zuverlässiger Verbindung mit der Rechnereinheit, die die Bilddaten verarbeitet, kann die Anlage langfristig ihren Dienst verrichten.

Die eigentliche Zähleinheit fand ihren Platz im Bad Ischler Rathaus, in einem Raum hinter der Montageposition der Kamera. In einem warmen Innenraum sind die technischen Geräte wesentlich weniger anfällig und im Schadensfall ist der Zugriff durch einen Techniker auch ohne Hebebühnenfahrt möglich.
Für die reibungslose Installation sorgte die gute Vorbereitung durch das Stadtmanagement Bad Ischl. Die Vorgespräche mit dem Rathaus, die Bereitstellung der Hebebühne, die Begleitung der Installation und die Anwesenheit des EDV-Verantwortlichen des Rathauses führten zu einer raschen und kostengünstigen Installation. Die Kosten konnten dabei soweit reduziert werden, dass von dem gesparten Betrag sogar noch die Einbindung der Wetterdaten für drei Jahre finanziert werden konnte.

Die Grundeinstellungen der Zählanlage werden bei der Installation an die lokalen Verhältnisse angepasst. Eine passende Feineinstellung am Tag der Installation ist nur im besten Fall möglich. Um über die Einstellungen ein Urteil abgeben zu können, muss zuvor eine große Anzahl Personen von der Anlage erfasst worden sein. Dazu benötigt man in erster Linie Zeit. Zunächst werden die Zählwerte über den Zeitraum einer Woche beobachtet, um Störquellen zu erfassen.
Da sich die Zahlen in Bad Ischl innerhalb des erwarteten Rahmens bewegten, wurde danach eine über eine Woche eine Videosequenz aufgezeichnet. Unter den geschulten Augen der MitarbeiterInnen von Team Schaffner wurden die Frequenzzahlen der Pfarrgasse dann per Handzählung kontrolliert. Mit der Übereinstimmung der Zählimpulse der Anlage mit der Anzahl der händisch gezählten Personen am Bildschirm konnte man zufrieden sein: Von der Messanlage wurde die Frequenz in der Pfarrgasse in der ersten Testwoche zu 86,7% genau erfasst, obwohl während einer Woche in der Vorweihnachtszeit gemessen wurde.
Erschwert werden Messungen zu dieser Jahreszeit generell durch die frühe Dunkelheit und die Weihnachtsbeleuchtung, welche bei den Bildsignalen zu starken Kontrasten führen. Für die Testphase ist es von großem Vorteil, wenn die Zählung über eine schnelle Datenverbindung per Fernzugang beobachtet und angepasst werden kann. Die Echtzeitkontrolle der Zählung per Fernwartung beschleunigt somit die Freigabe der Anlage.

Da für die Tagesstunden die Übereinstimmung geringer war als für die Nachtstunden, wurden die Parameter der Messung über einen Zeitraum von einigen Wochen angepasst und beobachtet. Erschwerend kam hinzu, dass die Pfarrgasse lediglich von 9.30 Uhr bis 18.30 Uhr eine Fußgängerzone ist. Außerhalb dieser Zeiten ist die Durchfahrt gestattet, was dazu führen kann, dass während dieser Stunden auch Fahrzeuge gezählt werden.

Im Zuge der Einstellungen musste auch die Problematik der Irritation der Messanlage durch die Sonneneinstrahlung gelöst werden, welche immer eine bestimmte Mittagsstunde betraf. Durch eine leichte Änderung der Kameraperspektive in Kombination mit der Feineinstellung der Parameter konnte die Anlage schließlich nach drei Monaten Probebetrieb in die Hände des Kunden übergeben werden. Die Daten konnten rückwirkend bis in den Installationsmonat verwertet werden. Auch während der Testphase kam es dadurch nicht zu einem Datenverlust.

Über das Netzwerk der Stadtgemeinde werden die laufenden Zähldaten nun direkt auf den Server von Team Schaffner übermittelt und stehen dem Stadtmanagement in aufbereiteter Form jederzeit über das Internet zur Verfügung. Aufgrund der laufenden Betreuung der Anlage durch Team Schaffner kann bei jeder Meldung über Fehlzählungen reagiert werden. Ein Auslöser einer solchen Fehlermeldung war die Anbringung von Fahnen am Rathaus im Frühjahr. Zwar wurde bereits bei der Besichtigung im Sommer 2009 die Problematik der Fahnen erörtert, da bei der tatsächlichen Installation der Kameras im November 2009 die Fahnen aber jahreszeitbedingt nicht aufgehängt waren, wurde das Problem erst im Frühjahr 2010 virulent. Durch eine Anpassung der Kameraposition unter Live-Kontrolle durch die Firma Scanmarketing konnte innerhalb eines Tages eine Korrektur vorgenommen werden.

Die Auswertungsmöglichkeiten für das Stadtmanagement Bad Ischl sind nun vielfältig. Sogar die Einbindung von Wetterdaten wurde realisiert – eine Premiere in Österreich.

Die Ergebnisse

Die Wochenfrequenz in Bad Ischl (in der Zeit von Montag bis Samstag von 8 bis 18 Uhr) erreicht einen Wert von 67.600. Damit liegt Bad Ischl auch außerhalb der starken Sommermonate unter den Top10 Städten in Österreich. Die Top-Woche im August lag sogar bei 107.100 Wochenfrequenz. Der stärkste Tag der Woche ist der Freitag, wobei erfreulicherweise der Samstagnachmittag ebenso stark ist, wie die Nachmittage unter der Woche. Diese Werte lassen auf die große Attraktivität von Bad Ischl schließen. Die Mittagsfrequenz bricht nach 12 Uhr nur geringfügig ein, das Mittagsloch ist sehr schwach ausgeprägt.

Fakten zu Bad Ischl: Bad Ischl hat 16.680 EinwohnerInnen und ist eine Kur- und Tourismusstadt mit ca. 385.000 Nächtigungen pro Jahr. Bad Ischl und seine umliegenden Gemeinden sind sehr beliebte Ferienregionen und als solcheTeil des touristisches Konzepts des Salzkammerguts.

Projektpartner:

Die Installation der Anlage wurde von mit der Firma Scanmarketing GmbH aus Deißlingen(D) durchgeführt. Scanmarketing ist Systemintegrator für Personenzähl- und Frequenzmesssysteme und in Union mit den führenden Herstellern seit Jahren ein zuverlässiger, nachhaltiger Partner des Handels und Kommunen. Team Schaffner und Scanmarketing sind Partner seit dem Jahr 2010. Beide Unternehmen bündeln die jahrelange Erfahrung um bei der Zielformulierung von KundInnenzählanlagen, KundInnenfrequenzmessungen oder Personenzählungen die optimale Lösung zu bestimmen.