Grazer Herrengasse behauptet sich

Über 30.000 Grazer PassantInnen durchqueren tagtäglich die Herrengasse. Damit konnte Graz seine innerstädtische Frequenz während der letzten fünf Jahre halten und stellt sich so gegen den österreichischen Trend!
Bei der Messung Anfang Oktober 2010 an 27 Zählstellen in der Grazer Innenstadt schnitt die Herrengasse am besten ab. Dabei musste die Innenstadt während der Zählung noch den Umbau des Kastner & Öhler verkraften.

Österreichs zweitgrößte Stadt positioniert sich als Kultur-, Genuss- und Wissensstadt, braucht aber mit ihren Vorzügen als starker Handelsstandort ebenfalls nicht zu geizen. Mit durchschnittlich über 30.000 PassantInnen pro Tag hat Graz nach Wien und Linz eine hervorragende Position in der österreichischen Handelslandschaft. Seit Jahren – das Citymanagement Graz zählt die Frequenz in der Innenstadt seit 2002 – trotzt Graz dem nationalen Trend und hält seine Frequenzwerte auf einem hohen Niveau. Berücksichtigt man den Umbau des Kastner & Öhler sowie die Verlegung einer wichtigen Zähllinie, so blieb die Frequenz über die letzten fünf Jahre konstant.

Graz hat starke Handelsachse

Die Verteilung der Frequenz in Graz ist sehr konzentriert. Besonders stark positioniert sich der Bereich um den Hauptplatz mit den anschließenden Straßen Sackstraße, Sporgasse, Murgasse und Herrengasse, über die die Achse zum Jakominiplatz führt. Solche Achsen eignen sich hervorragend für die Ansiedlung weiterer Magneten – man könnte fast meinen, die Grazer Innenstadt wäre aufgebaut wie ein innerstädtisches Einkaufszentrum.

„Unser erklärtes Ziel, die PassantInnenfrequenz in der Herrengasse zu halten, ist uns gelungen. Mit dem Umbau des Kastner & Öhler setzen wir zum nächsten Sprung an. Damit wollen wir die Kaufkraft noch stärker in Graz binden und neue KundInnen dazugewinnen“, gibt sich Heimo Maieritsch, Citymanager in Graz, kämpferisch. Als Auftraggeber kann er mit dem Ergebnis zufrieden sein.

Konzentration auf starke Straßenzüge

Der internationale Trend zeigt, dass sich große Ketten auf Hochfrequenzlagen konzentrieren und die Nebenlagen – bis auf wenige Ausnahmen – immer schwerer zu besetzen sind. Rund um das Großevent Kulturhauptstadt 2003 hatte die Frequenz in Graz historische Höchstwerte erreicht, die in den folgenden Jahren nicht mehr erreicht wurden.
Auch die kleinen Nebenstraßen haben sich in den letzten fünf Jahren dem harten Konkurrenzkampf gestellt und konnten frequenztechnisch teilweise sogar gegenüber dem Kulturhauptstadtjahr zulegen. Als Beispiele seien hier die Jakoministraße, die Klosterwiesgasse und die Kaiserfeldgasse genannt. Auslöser für die Verschiebungen der Frequenzen waren und sind die großen Einkaufszentren in und um Graz, die sich außerhalb der Innenstadt ihren Platz erkämpft haben. „Handel ist Wandel“ gilt auch in der steirischen Landeshauptstadt.

Neue Kraft durch Kastner & Öhler Neueröffnung

Der 40 Millionen Euro teure Umbau des Traditionshauses Kastner & Öhler ist auch eine Investition in die Grazer Innenstadt. Die Frequenz in der Sackstraße halbierte sich während des Umbaus, was auf die Bedeutung des Hauses für die gesamte Frequenz in der Innenstadt hindeutet. Der Leitbetrieb der Innenstadt macht aus seiner Hauptausrichtung keinen Hehl: auf rund 20.000m2 findet sich so gut wie jede aktuelle Modemarke. Zusätzlich wurde im Zuge des Umbaus auch bei der attraktiven Gestaltung der Tiefgarage nicht gespart.

Für die Innenstadt reicht es aber nicht, „Nur auf die Stärke eines Zugpferdes zu setzen“, warnt Christian Schaffner, der für die Zählungen verantwortlich ist. „Kommt das Zugpferd aus dem Tritt, so kann rasch die ganze Innenstadt an Dynamik verlieren.“
Mit einem Citymanagement, das sämtliche für die Innenstadt verantwortlichen Personen zu einer gebündelten Kraft zusammenfasst, ist der organisatorische Rahmen für eine langfristige Entwicklung allerdings bereits gegeben.