Heidelberg

In Heidelberg (Baden-Württemberg) führt Team Schaffner seit 2010 für das Amt für Wirtschaftsförderung und Beschäftigung Personenzählungen und – befragungen durch. Startete das Projekt zur Erfolgsmessung von Belebungsaktionen in den Nebengassen, wurden die Untersuchungen mittlerweile in ein jährliches Informationswerkzeug umgewandelt, das durch Befragungen Impulse für die strategische Weiterentwicklung bietet. In dieser Zeit wurde eine Tages-Höchstfrequenz von 74.000 im Dezember 2013 registriert.

Unterschiedliche Fragestellungen hatten ein angepasstes Untersuchungsdesign zur Folge. Neben den jährlichen Zählungen in der Weihnachtszeit wurde auch eine komplette Wochenfrequenz im neutralen Monat März, sowie weitere saisonale Zählungen durchgeführt. Mit einer Wochenfrequenz von 211.000 bei 150.000 EinwohnerInnen präsentiert sich Heidelberg mit einer starken Altstadt, die für einen breiten Branchenmix eine gesunde Basis bietet.

Wirkung für Nebengassen festgestellt

In Heidelberg wurde bei den Untersuchungen deutlich, dass Nebengassen von starken Hauptachsen nur bedingt profitieren können. Ein Umstand, der mit Sicherheit auf fast alle Städte Europas zutrifft. Es konnten aber auch einige Kriterien belegt werden, die für den Anteil der angelockten BesucherInnen wichtig sind. So ist die Einsehbarkeit der betreffenden Gassen und deren Angebot mitentscheidend für die Anziehungskraft auf Personen, die in der Hauptlage unterwegs sind. Für Werbeaktionen ist die Abstimmung auf das bestehende Angebot wichtig, wobei der Präsentation eine leitende Funktion zukommt. Dabei gaben die PassantInnen bei der Befragung aber auch an, dass die Qualität für den Erfolg eine große Rolle spielt. Gefällt die Präsentation nicht, führt das eher zu negativen Auswirkungen auf das Image und damit auch auf den Besuch der Nebengassen. Eine Konsequenz daraus könnte sein, lieber weniger Aktionen, diese aber dafür umso wertiger durchführen.

Im Westen geht die Sonne auf

Ein Phänomen in größeren Städten ist auch, wie längere Einkaufsstraßen auf ihrer Gesamtlänge frequentiert werden. In Heidelberg zeigt sich für die Hauptstraße ein West-Ost-Gefälle mit einer Reduktion der Frequenz auf in etwa 60%. Das liegt an der Verkehrsdrehscheibe an der Westseite mit dem Marktplatz am Ostende, der verkehrstechnisch nicht optimal zu erreichen ist. In der Weihnachtszeit wird die Frequenzauslastung durch den Weihnachtsmarkt, der einen Schwerpunkt auf dem Marktplatz hat, aber viel ausgeglichener. Für die Weihnachtszeit generell wurde eine Steigerung der Frequenz von mehr als 40% festgestellt. Das ist ein Wert, wie er bei Frequenzzählungen generell festzustellen ist.

Befragung zeigt Stärken Heidelbergs

Im Dezember 2014 wurden begleitend zur jährlichen Zählung Passantenbefragungen durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass die überwiegenden Gründe zum Besuch der Innenstadt das Einkaufen und der Weihnachtsmarkt waren. Auf einen unter Fachleuten im Stadtmarketing heiß diskutieren Punkt weist Studienleiter Christian Schaffner hin: „In Heidelberg machen die Vielzahl der Betriebe und die große Auswahl inklusive der kleinen Fachbetriebe die Besonderheit von Heidelberg als Einkaufsstadt aus. Es sind nicht die großflächigen Filialbetriebe alleine.“ 70% der BesucherInnen bewerteten die Auswahl an Geschäften in der Innenstadt als „Gut“ oder „Sehr gut“, mit den vielen kleinen Handelsbetrieben in Heidelberg trifft man offenbar den Nerv der Zeit.

Stadt zeigt sich erfreut über die Ergebnisse

Für die Stadt stellte sich die Frage, wie hoch der Anteil KäuferInnen tatsächlich ist. In der Weihnachtszeit ist von vielen BesucherInnen des Weihnachtsmarktes auszugehen, aber kaufen die auch? „Rund die Hälfte aller PassantInnen haben Heidelberg mit einer Einkaufstüte verlassen. Bedenkt man noch die Anzahl an Pärchen und Familien mit Kindern, bei denen nur eine Person die Einkäufe trägt, sehen wir darin eine Bestätigung für den starken Einkaufsstandort Heidelberg. Wir besitzen beides: Aufenthaltsqualität durch ein schönes Ambiente und Zugkraft für den Verkauf.“ Zeigt sich Ulrich Jonas, Amtsleiter der Wirtschaftsförderung zufrieden. Heidelberg legt zurecht dieses Selbstbewusstsein an den Tag.