Genauigkeit von Personenzählungen
Die Genauigkeit ist das wichtigste Qualitätskriterium einer Personenzählung. Was jeder intuitiv leicht zu benennen glaubt, ist im Detail schwer zu definieren und hängt auch von der individuellen Betrachtungsweise ab. An dieser Stelle werden einige Begriffe für ein besseres Verständnis erläutert.
Diskutiert wird der Begriff nur für Erhebungsmethoden, die von Team Schaffner bei neuen Projekten eingesetzt werden.
Welche ist die echte Zahl?
Wird die Qualität von Zählungen verglichen, muss zuerst einmal Einigkeit darüber herrschen, welche die korrekte Zahl ist. Für die Definition, wer oder was gezählt wird, gibt es zwei Bezugspunkte: Es muss geklärt werden, wer wo gezählt werden soll.
Zur einfacheren Behandlung beschränken wir uns mit den Beispielen auf Personen, hier könnten aber auch Szenarien für Fahrzeuge stehen:
- Wird unterschieden, wie die Personen unterwegs sind? (Fußgänger:innen, Radfahrer:innen oder in einem Auto)
- Gibt es eine Altersgrenze und wie wird diese geprüft (Kinder, Jugendliche, Erwachsene)? Fehlt etwa die Alterseinschränkung, wie werden Babys im Kinderwagen gezählt?
Das zweite Kriterium ist die räumliche Abgrenzung der Zählung. Die hier behandelte einfachere Variante ist eine Zähllinie. Komplizierter wird es, wenn die Abgrenzung eine Fläche ist:
- Nimmt man die Türschwelle als Abgrenzung, was bedeutet das im Hinblick auf die Zählung jene Personen, die das Geschäft gleich wieder verlassen (auf der Schwelle oder knapp dahinter)?
- Wie zählt man Menschen, die mehrfach die Zähllinie in kurzer Abfolge überschreiten (sie warten auf jemanden oder betrachten das Schaufenster )?
- Wird die Person gezählt oder das Ereignis? (Wie viel später wird ein erneuter Übertritt als neues Ereignis gewertet?)
Die Summe dieser Sonderfälle mag nicht besonders groß sein, aber wenn um jeden Prozentpunkt Genauigkeit gefeilscht wird, zählen auch wenige Einzelsituationen.
All diese Fragen müssen beantwortet und zu einer Definition zusammengeführt werden. An dieser müssen sich dann die technischen Anlagen orientieren.
Wie genau kann die echte Zahl erhoben werden?
Einigen wir uns darauf, dass gemäß der Definition eine korrekte Zahl erhoben werden kann. Welche Methode kommt an diese echte Zahl möglichst genau heran? Die Schwierigkeit dabei: Jede Erhebung hat ihre methodischen Schwachstellen. Letztlich bestimmen die Menschen die Definitionen und haben das letzte Wort. Dabei können wir uns sehr wohl der Technik bedienen, wenn es um präzise Messungen geht, aber die Deutungshoheit und die inhaltliche Verantwortung verbleibt bei uns.
Weil es das erklärte Ziel der Qualitätsprüfung ist, die Technik an unseren Vorgaben zu überprüfen, muss die Beurteilung, was die echte Zahl ist, beim Menschen liegen und nicht bei einem technischen System.
Denn wir wollen uns ja darauf verlassen können, dass uns die automatisierte Erhebungstechnik mit Daten beliefert, die einen bestimmten Genauigkeitsgrad von x % aufweisen.
Bei einer manuellen Zählung steht eine Person neben der Zähllinie und zählt jeden Übertritt. Der Mensch als Kontrollorgan wäre mit seiner naturgegebenen Wahrnehmung ebenfalls ein fehleranfälliges System. Wie schnell hat man sich im Kopf verzählt oder vergessen, was der letzte Zählstand betrug? Als erste Hilfe wird daher eine mechanische Zählhilfe verwendet, die mit jedem manuell ausgeführten Klick eine Nummer hochzählt. Da sich die im Inneren befindlichen Zahnräder abnutzen, kann auch hier die Technik versagen und falsche Zählstände ausweisen. Stets gilt bei einer Livezählung: Ist der Moment verstrichen und ein Fehler passiert, kann dieser nicht korrigiert werden. Eine nachträgliche Prüfung der Zählung ist ohne Zeitmaschine nicht möglich. Genau diese Überprüfbarkeit ist aber das zentrale Kriterium.
Ein Weg, die Zeit sozusagen anzuhalten und sogar zurückzudrehen besteht darin, die Frequenz mit einer Kamera datenschutzkonform aufzuzeichnen
Damit ausgeschlossen werden kann, dass eine Zählperson die Definition falsch auslegt oder Fehler macht, kann das Bildmaterial von mehreren Personen gleichzeitig gesichtet und besprochen werden. Dann müssen sich die Zählpersonen bei jedem Ereignis darauf verständigen, ob es sich um ein Zählfall handelt.
Wird jede einzelne Zählung im Mehraugenprinzip durchgeführt ist es möglich, eine nahezu perfekte manuelle Auswertung der echten Zahlen durchzuführen. Der Aufwand ist aber unverhältnismäßig hoch. Stellen Sie sich vor, vier Personen besprechen einzeln eine Wochenfrequenz von 300.000 Personen aus mehreren Blickwinkeln anhand von Standbildern und Zeitlupenaufnahmen.
Aus pragmatischen Gründen betrachten wir daher die Handzählung von engagiertem Personal als ausreichend, sofern die Mengen- und Sichtverhältnisse die Zählung durch die Zählperson zulassen. Im Idealfall erfolgt noch eine nachträgliche Auswertung einer datenschutzkonformen Aufzeichnung. So kann bei nicht plausiblen Daten eine Nachzählung erfolgen.
Auf verschiedene Arten genau
Wird die echte Zahl mit den Anlagenzählungen verglichen, gibt es verschiedene Möglichkeiten, diese Genauigkeit in einem Wert auszudrücken. Das wird in diesem Kapitel erklärt.
Akkuranz ist der Prozentsatz der korrekt erkannten Personen im Verhältnis zur Gesamtanzahl der Personen. Hier wird bei jeder Person, die von der Kontrollperson erkannt wurde geprüft, ob diese auch von der Technik richtig erkannt wurde. Das Problem dabei ist, dass falsch positive Zählungen (die Technik zählt eine Person, die gar nicht da war) nicht in dieses Schema passen. Die Frage lautet ja: Wurde diese von der Kontrollzählung erkannte Person gezählt, ja oder nein? Hat die Kontrolle niemanden gesehen, entfällt auch die Frage dazu. Das bedeutet, auch wenn die Anlage 98% aller durchgehenden Personen richtig erkannt hat, aber noch weitere „zählt“, die gar nicht existieren, erfasst die Anlage zwar die vorhandenen Personen sehr genau, „erfindet“ aber weitere dazu.
Wir bevorzugen daher die Prüfung der Übereinstimmung der absoluten Daten. Dabei wird die echte Zahl der Kontrollzählung mit der Anzahl vermerkten Zählungen der Zählanlage verglichen. Bei 95% Übereinstimmung hat die Anlage nicht alle Personen erfasst und zählt um 5% zu wenige Personen. Bei 105% Übereinstimmung gibt es eine Überzählung von 5%.
In dieser Berechnung gleichen sich Fehler aus. Jene, die übersehen wurden, werden durch Geisterzählungen geglättet. Bei 98% Übereinstimmung wurden dann vielleicht nur 96% der Personen korrekt erkannt, die ausgelösten Überzählungen in der Höhe von 2% führen aber zu einem realistischeren Bild. Und letztlich ist genau das, was aus Kundensicht zählt: Das Zahlenergebnis soll so nah an der Realität sein wie möglich.
Welche Genauigkeit ist zu erwarten?
Je nach Budget und Komplexität des Zählbereichs kann die Untergrenze für eine genaue Zählung variieren.
Eine Anlage sollte im Bereich zwischen 85% – 115 % Übereinstimmung liegen. Alles was davon abweicht kann für grobe Hochrechnungen ausreichend sein. Hochpräzise Technologien sollten eine Übereinstimmung von 95% – 105% erreichen. Erhebungen, die eine Übereinstimmung von 98% – 102% schaffen, sind als äußerst zuverlässig zu bewerten.
Wann ist eine Technik schlecht?
Die Technik arbeitet im Rahmen der Programmierung und der Rahmenbedingungen. Wenn ein rein optisches System bei Dunkelheit arbeiten muss, dann ist nicht die technische Anlage ungeeignet, sondern es wurde die falsche Technik ausgewählt. Das ist ein Planungsfehler. Das gilt auch dann, wenn Personen einander gegenseitig verdecken und die Technik deshalb nicht mehr zählen kann. Gehen in der Stunde 100 Personen einzeln durch den Zählbereich arbeitet die Sensorik fehlerfrei, gehen 2000 Personen durch, kann das System überlastet sein.
Die Verantwortung liegt dann einerseits beim Dienstleister, der klare Vorgaben für den Einsatz der jeweiligen machen muss, aber auch bei den Anwendenden, die den Zählbereich entsprechend den Anforderungen störungsfrei halten müssen. Fairerweise kann man die Technik nur danach beurteilen, wozu sie die Programmierung befähigt hat.