Füllstandsmessung

Die Königsklasse der Personenzählung ist die Füllstandsmessung. Das liegt daran, dass bei der Occupancy, wie es international genannt wird, neben der genauen Erfassung einzelner Personen jegliche Balanceunterschiede der Ein- und Austritte sofort sichtbar werden.

Bei Projektanfragen nehmen wir uns daher besonders viel Zeit, schon im Vorfeld zu klären, ob die Voraussetzungen für eine Füllstandsmessung gegeben sind.

Genauigkeit und Übereinstimmung

Eine Füllstandsmessung ist in der Theorie sehr simpel. Von allen eintretenden Menschen werden jene subtrahiert, die den markierten Bereich wieder verlassen. Durch die entsprechenden Zeitstempel der Zählungen ergibt sich der Füllstand zu den gewünschten Zeitpunkten.

Die Genauigkeit wurde bereits erläutert und spielt bei Füllstandsmessungen eine doppelte Rolle. Es müssen nämlich nicht nur die Eintritte genau erfasst werden, sondern auch die Austritte. Weil keine Anlage eine Genauigkeit von 100% erreicht, müssen auftretende Abweichungen nun für Ein- und Austritte in ähnlicher Höhe auftreten. Wir nennen das die Balance.

Ein Balanceakt

Stellen Sie sich einen Raum vor, der um 8 Uhr geöffnet und um 18 Uhr wieder verschlossen wird. Vor und nach der Nutzung ist er menschenleer. Erfasst die Anlage mehr Eintritte als Austritte, so bleiben mit dem Verschließen des Raumes rechnerisch Menschen übrig, die in der Realität gar nicht im Raum vorhanden sind. Die Balance ist damit auf Seiten der Eintritte verschoben.

Im umgekehrten Fall, wenn mehr Austritte als Eintritte gezählt werden, wird der Raum schon als leer ausgewiesen, wenn sich noch letzte Personen darin befinden.

Damit wird jeder Balanceunterschied auffallen, sei er auch noch so klein.

Wie sich Abweichungen auswirken

Abweichungen wirken sich dabei stärker aus, als man dies intuitiv annehmen würde. Zur Verdeutlichung haben wir zwei Szenarien mit 600 Eintritten erstellt.

Fall 1: die Eintritte werden zu 98% genau erfasst und die Austritte zu 100%. Das ergibt in jeder Stunde eine Abweichung von 2%. Setzt sich aber diese Abweichung über 9 Stunden fort, so sind dann in unserem theoretischen Beispiel eine Stunde vor Schließung statt realen 20 Personen gemäß der Zählung nur noch 9 Personen anwesend, also weniger als die Hälfte. Eine stündliche Abweichung von lediglich 2% summiert sich damit zu einer Differenz von 50% am Ende des Tages!

Fall 2: Gehen die Zahlen noch mehr auseinander, z.B. Eintrittserfassung 96% und alle Austritte dokumentiert, so ist der Raum bereits um 17 Uhr menschenleer, obwohl sich noch 20 Personen darin befinden.

Füllstandsmessung

Je länger die Öffnungszeiten, desto stärker wirken sich Ungleichgewichte aus.

Welche Maßnahmen können dagegen ergriffen werden?

Die Bemühungen werden zuerst eine möglichst genaue Zählung betreffen. Gibt es aber Verhaltensmuster der Besucher:innen, die eine genaue Zählung nicht ermöglichen, wird es schwierig. Solche Verhaltensmuster können sich daraus ergeben, wenn z. B. Personen auf der Zähllinie stehen bleiben und dadurch Staus verursachen oder sogar mehrfache über die Zähllinien hin- und hergehen. Auch besonders langsam gehende Personen können zum Problem werden. Denn der Sensor versucht nicht nur die Personen zu tracken, sondern auch ein konsistentes Verhalten zu erkennen. Daher sind stets Zählsituationen zu wählen, die sich durch fließenden Personenverkehr und die Vermeidung von Störungen auszeichnen.

In besonderen Situationen kann es auch notwendig sein, sich auf ein Ziel festzulegen. Dann wird die Entscheidung getroffen, ob die Eintritte möglichst genau erfasst werden sollen, oder ob der Füllstand die wichtigste Kennzahl ist.

Geht es rein um die Eintritte, ist die Genauigkeit der Austritte nicht so wichtig und alle Paramater werden so gewählt, dass die Übereinstimmung für die eintretenden Personen möglichst exakt ist.

Bei einer Optimierung der Balance für den Füllstand kann beispielsweise auch eine Genauigkeit von 97% akzeptabel sein, wenn dafür sowohl die Eintritte wie auch die Austritte nur zu 97% genau erfasst werden. Wichtig ist, dass das Verhältnis von Eintritten und Austritten den korrekten Füllstand ergibt.

Führen unschlüssige Personenbewegungen zu Unterzählungen, kann die Zähllinie in einen Bereich mit konsistenterer Zählung verschoben werden. Ebenso können besonders zögerliche Bewegungen berücksichtigt werden.

Ist ein Zustand erreicht, in dem das Verhältnis von Eintritten und Austritten eine Tendenz in eine Richtung aufweist, kann dies für einen kontinuierlichen Korrekturfaktor verwendet werden. Zeigen sich einheitliche Muster, werden diese in der Datenanalyse entsprechend berücksichtigt.

Beratung, Geduld und Toleranz

Insgesamt ist es uns wichtig im Vorfeld klar zu kommunizieren, dass Füllstandszählungen sowohl von uns als Dienstleister mit viel Feingefühl erstellt werden müssen, aber auch die Kund:innen gegenüber Abweichungen eine gewisse Toleranz an den Tag legen müssen. Wir beachten den Datenschutz und chippen daher die Personen nicht, sodass einzelne Anwesenheiten klar ersichtlich werden. Im anonymen Zustand ist es aber deutlich schwerer, stets die Position zu erfassen.